Fortsetzung des letzten Beitrags.
Fotografieren? War nicht vom Filmen die Rede gewesen? Doch, allerdings wurde das kurzfristig leider doch abgesagt, weil die Direktion die teuren Kameras nicht in Laienhände geben wollte. Aus diesem Grund ohne besondere Aufgabe hatte ich eigentlich vor, erst mal den Blogbeitrag zu schreiben und dabei trotzdem noch rechtzeitig zum Festbeginn um 9:00 zu erscheinen, bis mich plötzlich der Anruf erreichte (das nenne ich echte Just-in-Time-Planung feinster peruanischer Qualität), man bräuchte noch jemanden zum Fotografieren. Ich schnappte mir meine Kamera mit den glücklicherweise aufgeladenen drei Akkus und gedachte zunächst, im Mototaxi den Weg zum Krankenhaus schneller zurückzulegen.
Die Straße war jedoch durch die Polizei gesperrt, so dass ich mich dann zu Fuß besonders beeilen musste. An der Stelle, an der die Straße zum Krankenhaus von der Panamericana abzweigt, erblickte ich eine große Menge demonstrierender Lehrer mit Sprechchören und Schildern. Es waren viele Polizisten präsent und ich musste mehrere Polizisten-Ketten passieren.
Angekommen wurde ich mit schicker Medienzentrums-Weste, Ersatzkamera und Presseausweis ausgestattet. Die Polizei bestand bei Beginn der eigentlichen Zeremonie leider darauf, alle „Pressefotografen“ in den Presseblock zu verbannen, von wo aus mit meiner maximalen Brennweite von 50mm nicht mehr viel zu machen war, da wäre professionelle Ausrüstung vorteilhaft gewesen.
Das Fest selbst lief ohne Störungen ab. Höhepunkt für viele Gäste war natürlich der Besuch des peruanischen Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski. Er konstatierte in seiner Rede mit prägnanten Worten, es gebe bei Diospi Suyana zweierlei: „corazón y conocimiento“ – Herz und Fachwissen (mein Kollege Abner meinte später, da sei ihm wohl noch der zentrale Punkt entgangen), versprach den Curahuasinern eine bessere Trinkwasserversorgung und machte sich die Gelegenheit zu Nutze, um die streikenden Lehrer zur Rückkehr zu ihrer Arbeit aufzufordern, eine Forderung, auf die sich das staatliche Fernsehen in der Berichterstattung fokussierte.
Dabei ging es uns um etwas völlig anderes: Das 10-jährige Bestehen des wachsenden Krankenhauses (es wurden immerhin bei diesem Anlass die zweite, die Bettenzahl verdoppelnde Station und auch das Gebäude der Orthopädiewerkstatt eingeweiht) ist für alle, die seine Geschichte kennen, ein Grund zur Dankbarkeit, dass dieses Werk existiert und Hilfe leisten kann. Für alle, die seine Geschichte kennen, ist dabei auch klar: Ohne Gott wäre es nicht mal zur Einweihung gekommen. Was für ein Fest sind da 10 Jahre Bestehen! Ich bin sehr froh, dass ich gerade hier sein darf und sogar ein bisschen stolz, diese Arbeit unterstützen zu dürfen. Das Fest hat diese Freude sehr gut ausgedrückt: Im Amphitheater waren vor allem Bewohner aus der nahen Umgebung versammelt, die gemeinsam mit den Mitarbeitern und Gästen an diesem Fest der Freude und Dankbarkeit teilnahmen.
Wie schade wäre es gewesen, wenn das Fest komplett abgesagt worden wäre. Dass es dazu beinahe gekommen wäre, habe ich erst am Abend beim Gespräch mit meinem Chef Benjamin erfahren (er ist nicht nur IT- sondern auch Sicherheitschef). Am Morgen schien der Polizei die Kontrolle fast zu entgleiten. Sehr eindrücklich liest sich dazu der dreiteilige Bericht aus Klaus‘ Perspektive:
A – eine Chronologie – Adrenalinspiegel am Anschlag