Wie kann man die Freude auf Weihnachten steigern?
Manchmal ist das mit der Freude gar nicht so einfach, wenn der Jahresendstress kommt und durch regelmäßige (zwei pro Woche) vorweihnachtliche Festivitäten verschiedener Qualität (hierbei gibt es erfahrungsgemäß insbesonders hinsichtlich der Plätzchen gravierende Unterschiede, denn die Skala reicht von Zementbröseln mit ausgetrocknetem Bauschaumtupferl bis hin zu saftigen Zimtsternen mit Eischneeüberzug, die um viele Zehnerpotenzen jünger als ihr Rezept sind) zudem ordentlich angefacht wird, so wie vermutlich auch dieses Jahr in Europa. Oder wenn es zu warm und zu hell ist, so wie zum Beispiel hier in Südamerika.
Wenn jemand wirklich auf der Suche nach weihnachtlicher Stimmung ist, dann würde ich empfehlen, sich eine ruhige Minute zu verschaffen und an allem festlichen vorbei zum Kern der Sache vorzudringen, also zum Jubilanten des anstehenden Jubiläums, zum Beispiel (aber nur zum Beispiel) durch das Lesen des alten Textes Jesaja 11. Der ist sogar so alt, dass er die Geburt Jesu, die ja auch schon wieder ein paar Jahre her ist, mit ein paar Jahrhunderten Vorsprung ankündigen kann. Ein kurzer Auszug für die, die dazu keine Zeit (Stichwort: Vorweihnachtsstress, eine höchst paradoxe aber existente Angelegenheit) haben, aber Lust gehabt hätten:
Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen. Und auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn, und sein Wohlgefallen wird sein an der Frucht des HERRN.
Klingt gut, würde ich sagen. Auf so einen Messias kann man sich durchaus freuen, besonders aus der heutigen Perspektive, dass er schon mal da war, sodass die Menschen sich von diesen Eigenschaften überzeugen konnten (nicht mal die Ungläubigen sagen Jesus schlechte Eigenschaften nach).
(Hier endet (fast) der inhaltlich wichtige Teil des Beitrags)
Und wenn man dann zusätzlich zum Wichtigen in eine feierliche ruhige Stimmung kommen möchte, empfehle ich (das ist aber Geschmackssache), Motetten von J.S.Bach zu hören. Musikalisch kann nicht jeder etwas damit anfangen.
An dieser Stelle hilft so manche süßliche Geschmacklosigkeit aus, die die Adventszeit so unerträglich macht, dass Vorfreude auf den Festtag der einzige Ausweg bleibt. Dazu habe dieses Jahr auch ich meinen Teil beigetragen und präsentiere stolz den hässlichsten Adventskranz der Welt (oder zumindest eine Approximation).
Das Zentrum bildet als traditionelles Element eine einzige rote, hier bedauerlicherweise parfürmierte Kerze. Diese wird ökonomisch durch eine korrektere Anzahl von vier Teelichtern ergänzt, die der temporalen Indikatorfunktion der runden Dekorationsobjekte Rechnung tragen. Separiert werden die komplemetären Leuchtmittel durch einen Reigen recycelter Vegetation zum Ersatz der kanonischen grünen Nadelholzwindungen. Die gesamte Komposition ist auf einer silbernen PVC-Basisplatte aus dem Weihnachtssortiment eines Cusqueñischen Baumarktes arrangiert, die nicht nur das Kerzenlicht, sondern auch den ästhetisch seiner Klasse nicht gewachsenen Charakter des Advenzkranzes widerspiegelt. Aufgrund seiner optischen Eigenschaften kommt dieses Objekt noch mehr als vergleichbare Produkte vor allem im Dunkeln gut zur Geltung.
Warum ich ihn denn habe, wenn ich mich so über ihn beschwere? Weil er seine Funktion erfüllen wird. Ein kleines sichtbares Licht weist auf das große kommende Licht hin, an dem nichts auszusetzen sein wird.
Der Kern von Weihnachten ist gewisserweise geschmacksneutral, und zwar im positiven Sinne: Wer Plätzchen, Glühwein und beschaulichem Beisammensein im Kerzenschein nichts abgewinnen kann, der muss diese zartschmelzende Schokoladenumhüllung nicht erst ablutschen, sondern darf direkt zum zentralen Kern greifen, und diesen begreifen, das ist die Geburt des Messias in einem Stall. (Das war jetzt doch wieder wichtig)
Und: Ich habe nichts gegen Zimtsterne.