Blog

Ultraschallgerät, die Zweite

Vor weniger als zwei Wochen habe ich schon einmal Bekanntschaft mit diesem Ultraschallgerät gemacht (und hier publiziert). Während sich der „Patient“ damals nur beim Booten verheddert hatte, weil das Dateisystem korrupt war, was sich ohne root-Passwort nicht beheben ließ, denn das Embedded-Linux war bis auf den aktivierten CD-Boot wirklich gut gegen Reperaturarbeiten abgeschottet, wobei letzter problemlos die Neuinstallation der Originalsoftware ermöglicht hatte, wurde nun die Festplatte gar nicht mehr erkannt.

Aus diesem Grund rief mich der Gynäkologe Dr. Jens Hassfeld von seinem Sprechzimmer aus an, wohin ich mich dann auch begab. Wenige Männer suchen in solcher Häufigkeit zwecks Untersuchungen das Sprechzimmer eines Frauenarztes auf, es sei denn vielleicht sie sind in Begleitung einer schwangeren Frau da (was nicht der Fall war). Die Diagnose wurde dann auch nicht mittels, sondern am bildgebenden Gerät gestellt: Konsequente Ausfallerscheinungen am persistenten Speicher indizierten eine Festplattendisfunktion.

Der Eingriff wurde also etwas weniger minimalinvasiv, denn es musste eine neue (naja, besser gesagt: eine andere) Festplatte eingebaut werden. In der Medizintechnikabteilung zerlegten die unermüdlichen Kollegen André und Markus das empfindliche Gerät und entblößten schließlich eine IDE-Festplatte (Festplatten mit IDE-Schnittstelle baut man schon seit etwa 10 Jahren nicht mehr in neue Computer ein). Mildred aus dem IT-Support trieb aber schließlich in unserem Lager noch eine mit der richtigen Kapazität auf. Das ist wohl der (einzige) Vorteil daran, mit oft gespendeten, teilweise betagten Computern zu arbeiten und mit alten Komponenten einen Museumstrakt bestücken zu können, der jedoch meistens unter dem Namen ‚Bodega en el tercer piso‘ (Lager im dritten Stock, es handelt sich um das Nebenzimmer unseres Büros) geläufiger ist. Man muss der Fairness halber sagen, dass wir nicht nur alte PCs haben: In den Büros haben die Kisten unserem Bestreben nach mehr als einen Prozessorkern und oft Windows 7.

Nach dem Einbau funktionierte, Gott sei Dank, alles tadellos. Es war wohl wirklich nur die Festplatte schuld.

Die Bilder zu diesem Beitrag, zusammen mit einer weniger technischen Beschreibung des Vorfalls, hat manch einer bestimmt schon auf der Diospi Suyana Webseite entdeckt. Falls nicht:

www.diospi-suyana.de/eine-echte-heldentat-unserer-techniker/

Insiderinfo zum Foto: Den Vaginalschallkopf haben wir hinter dem Bildschirm versteckt. Er schien uns für den Testlauf weniger geeignet.

Rockt den Muttertag

Mütter spielen für die Gesellschaft eine wichtige Rolle. Nicht nur quantitativ (ohne Mütter stürbe die Menschheit aus), sondern vor allem qualitativ, denn sie Prägen durch die Erziehung ihrer Kinder die nächste Generation.

In Peru haben Mütter einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft als in Deutschland. In einem Ort wie Curahuasi haben die Mütter es aber in vielen Fällen besonders schwer, wenn zusätzlich zu einer ohnehin finanziell knappen Situation der Vater sich nicht für seine Familie verantwortlich fühlt, Frau und Kinder in vielen Fällen sogar misshandelt und sich nicht selten dem Alkohol zuwendet. Wenn die Mütter dann dafür kämpfen, ihre Kinder zu versorgen, verdienen sie allergrößte Anerkennung.

Wie in Deutschland gibt es auch hier zumindest einen Tag, an dem die liebevolle Arbeit der Mütter nicht als selbstverständlich angenommen, sondern bewusst gewürdigt wird. Müttern wird mit Blumen und Gebäck Dankbarkeit ausgedrückt. Außerdem ist der Muttertag Anlass zu ordentlichen, lautstarken Fiestas in Curahuasi, bei denen sich die Mütter mal so richtig austoben können. Ob die Väter währenddessen auf die Kinder aufpassen?

Unteres Bild: Kekse bis zum Horizont, die wir gebacken haben, damit die Kinder aus dem Kinderclub im nahegelegenen Dorf Carmen sie heute ihren Müttern schenken konnten.

Wenn das Ultraschallgerät nicht bootet…

Ich mag es nicht, wenn mein Telefon während der Arbeit klingelt. Oder vibriert. Das reißt mich aus meinen Gedanken und meistens geht es danach darum, diese oder jene falsche Benutzereingaben im System zu korrigieren.

Diese Woche dachte ich das Gleiche, als der Arzt anrief, anscheinend weil sein Ultraschallgerät nicht funktionierte. Ich ärgerte mich zugegebenerweise etwas, weil ich den Fehler zuerst vor dem Computer vermutete, statt darin. Unberechtigter Weise.

Denn tatsächlich ließ sich das Gerät nicht mehr einschalten. Der integrierte Computer mit Linuxbasis verweigerte das Hochfahren. Netterweise verriet er die Ursache freiwillig: Es bestand ein Problem mit dem Dateisystem. 

Diese Probleme können in den meisten Fällen ohne Weiteres repariert werden, indem man Werkzeuge auf der Machine selbst nutzt. Das Starten einer Textkonsole, um solches zu tun, wurde gleich angeboten, dafür jedoch leider nach einem Rootpasswort verlangt. Niemand kannte das Rootpasswort der gespendeten Maschine ohne Wartungsvertrag. Auch der Bootmanager war verrammelt, so dass ich die Abfrage nicht durch Starten im Single User Mode unterdrücken konnte. Während ich schon als letzten Ausweg darüber nachdachte, den Medizintechniker zu bitten, die Festlatte ausbauen, um dann ein anderes Passwort unterzuschieben oder gleich das Dateisystem zu reparieren, fand glücklicherweise jemand eine Reihe Wiederherstellungs-CDs​. Eine davon funktionierte, das System bootete bereitwillig davon und die gesamte Festplattenpartition wurde in ihren Ursprungszustand versetzt.

Die Wiederherstellung, wie sie im Gange ist:

Danach ging alles wieder. An sich nichts Spannendes, aber wenn es bei einem Ultraschallgerät passiert, ist es schon irgendwie interessanter als bei einem PC.

Ende der „Unverbundenheit“

Seit Kurzem bin ich nach defektbedingter dreimonatiger Abstinenz wieder in Besitz eines Smartphones.
Durch dessen Hotspotfunktionalität geht damit die Verfügbarkeit von Internet bei mir zu Hause ein.
Das sollte es mir ermöglichen, wieder häufiger Lebenszeichen von mir zu geben.
Die Zeit, die ich früher dafür aufgewandt habe, haben natürlich längst andere Aktivitäten an sich gerissen.
Doch ich habe vor, sie teilweise dem Blog zurückzuerobern.

Dringend gesucht: Administrator mit Linux-Kenntnissen

Dies ist der erste Blogbeitrag, den ich, ganz offiziell, während der Arbeitszeit schreibe. In der IT-Abteilung fehlt uns seit Dezember ein Administrator. Ein Ersatz für Wilmer, der uns Weihnachten verlassen hat, wurde zwar im Januar eingestellt, doch es zeigte sich, dass er zwar qualifiziert ist, aber nicht zu dieser Aufgabe (er ist eigentlich eher ein Datenbankspezialist, der sich darauf freut, jetzt in die Entwicklung versetzt zu werden, wofür er aber noch die Programmiersprache lernen muss, so wie das bei mir auch war). Momentan übernehme ich alle diese Aufgaben nebenher, aber natürlich fehlt mir in diesem Gebiet die Erfahrung und die Zeit, die ich dafür aufwende, kann ich nicht für meine eigentlichen Aufgaben in der Entwicklung benutzen, wo sie genauso benötigt würde.
Wilmer überlegt sich gerade, ob er für ein paar Monate zu uns zurückkehren könnte, doch nicht für lange Zeit. Das würde dann Sinn machen, wenn gleichzeitig jemand anders käme, den er dann etwas coachen könnte.
Deswegen suchen wir nach wie vor mit großer Dringlichkeit. Heute meinte mein Chef, wir müssten jetzt wirklich dafür beten, dass wir bald jemanden finden. Nachdem dieser Blog ja einige Leser hat, hoffe ich, auch unter euch Mitstreiter zu finden, zumindest (das würde mich schon einmal sehr hoffnungsvoll stimmen) im Gebet. Was natürlich nicht heißen soll, dass eine Person, die irgendjemand vielleicht über ein paar Ecken kennt, die noch dazu über Linux Bescheid weiß und sich vorstellen könnte, zwei Jahre in Curahuasi zu arbeiten, die zu allem Überfluss in diesem Zeitraum ideelen Werten Vorrang vor materiellen geben könnnte, nicht in höchstem Maße willkommen wäre. Aber das war ja ohnehin schon klar.

Ganz aktuell:
Gleich soll noch ein Bewerbungsgespräch stattfinden. Dass der Bewerber gerade schon einige Minuten zu spät kommen wird, ist in Peru kein Ausschlusskriterium, insbesondere weil angesichts der großen Notwendigkeit über Solches sicher hinweggesehen werden kann. Man wartet schließlich lieber 20 Minuten als weitere zwei Monate.
Update: Der Bewerber war leider nicht der Richtige. Hoffentlich finden wir bald jemanden.

Überschwemmungen in Peru

Dass Peru von Überschwemmungen betroffen ist, hat es auch in die deutsche Presse geschafft.
Einige haben schon nachgefragt, darum möchte ich hier berichten, dass hier in Curahuasi nichts von alldem zu bemerken ist (obwohl wir recht nah an Machu Pichu dran sind).
Demnach, was ich sonst mitbekommen habe, ist vor allem der Norden Perus betroffen. Dort sind die Zustände ziemlich schlimm.

Der Pastor meiner Gemeinde wollte eigentlich seinem Sohn, der in Trujillo sein Studium beginnen möchte, beim Einzug helfen.
Insbesondere, weil viele Brücken weggeschwemmt wurden, war das nicht möglich.

Viele Menschen im Norden haben ihren ganzen Besitz verloren. Lasst uns für diese Menschen beten.

Kein Tourist mehr

Heute habe ich in Lima meine Carné de extranjería, meine Aufenthaltserlaubnis, abgeholt. Sie löst mein (abgelaufenes) Touristenvisum ab.
Jetzt bin ich ganz offiziell als Missionar in Peru (Calidad Migratoria: RNA Religioso steht drauf).
Mit diesem Wissen kann ich am Montag bestimmt viel zielgerichteter arbeiten ;).
Bis dahin darf ich aber noch ein Wochenende bei angenehmen 30°C und leichter Brise in der Hauptstadt genießen.
Es fühlt sich hier ganz anders an als vor vier Monaten, als ich neu in Lima gelandet bin. Zum Beispiel habe ich währdend der Taxifahrten die Diskussionen im Radio verstanden.

Morgen soll es nach Lima gehen

Mittlerweile ist das Touristenvisum, mit dem ich eingereist bin, längst abgelaufen. Zum Glück ist seit Dezember aber auch mein richtiges Visum genehmigt worden.
Meine „Carnet de Extranjeria“ kann ich nun in Lima abholen. Dafür fliege ich morgen (am Donnerstag) nach Lima. Wenn alles gut geht, habe ich die Carnet bald in den Händen.
In Lima erwartet mich auf Meeresniveau der peruanische Sommer mit 30° im Schatten.

Wanderung nach Cachora

Gestern nutzte ich das sonnige Samstagswetter, um den Chirurgen Reinhard, die Anästesistin Elisabeth und den FSJler Carl bei einer wunderbaren Wanderung in das nahegelegene Dorf Cachora zu begleiten. Das frühe Aufstehen wurde mit einem schattigen Aufstieg belohnt. Obwohl es ein Wolkenband gab, befand sich dieses genau auf der richtigen Höhe, um untendrunter durch auf die Schlucht und obendrüber auf die verschneiten Gletscher blicken zu können.

Noch nicht tot (oder zumindest nicht für lange)

Der Grund dafür, dass der Blog seit Januar keine Aktualisierung mehr erhalten hat, besteht darin, dass mein Handy den Geist aufgegeben hat, nicht mein Blog, oder gar ich.
Der USB-Anschluss ist seit Mitte/Anfang Januar mechanisch defekt, sodass ich es nicht mehr laden kann. Seitdem lebe ich vorübergehend ohne Smartphone, was weniger unmöglich ist, als ich dachte. Doch weil ich es auch für den Internetzugang mit dem Computer benutzt habe, fehlt mir nun auch dieser, was die Hemmschwelle zum Schreiben von Beiträgen erhöht hat, denn das müsste ich entweder von der Arbeit aus tun oder (wie jetzt) von einem Internetcafé aus.
Vermutlich finde ich demnächst Ersatz und kann die Beitragsfrequenz dann wieder erhöhen.