Am Frankfurter Flughafen verabschiedete ich mich Samstag Morgen von meiner Familie. Sie sind die 4 besten Gründe, Deutschland niemals zu verlassen.
Als ich im Flugzeug saß, klebten Regentropfen an der Scheibe. Die könnten ein hervorragender Grund sein, Deutschland für immer den Rücken zu kehren, wenn man keinen Regen mag. Dann jedoch sollte man ein anderes Reiseziel als die Anden wählen, denn dort hat nun die Regenzeit begonnen. Davon bekomme ich hier in Lima jedoch nichts mit.
Der Flieger landet rechtzeitig in San Juan. Eine gewaltige Schlange staut sich schnell vor der Passkontrolle auf, gefaltet in einen Käfig aus Absperrbändern. Nur US-Bürger kommen schneller vorbei, denn Puerto Rico ist eine Enklave der Vereinigten Staaten. Und Passagiere mit einem Weiterflug nach Panama. Eine Grenzbeamtin verkündet diese Botschaft, sortiert die entsprechenden Passagiere aus, streicht sie von ihrer Liste und öffnet den Käfig ein Stück weit, um mich herauszulassen. So gerate ich schnell an die Abfertigung. „Do you want to learn Spanish?“ fragt mich der gemütliche Beamte mit den tätowierten Unterarmen, als er meinen Pass in Empfang nimmt. Ich hinterlasse Abdrücke von allen meinen Fingern auf der Scheibe des Scanners und in der Datenbank der Behörde. „I already speak a little Spanish, but I want to improve it“, antworte ich und bekomme eine gute Reise gewünscht.
Eine kleine Maschine bringt mich nach Panama. Als wir dort ankommen, ist es trotz der sechs Stunden Zeitverschiebung schon dunkel. Der Pilot erklärt, dass die dichte Wolkendecke Flug und Landung erschwert und so verspätet sich die Ankunft direkt vor meinem letzten und knappesten Umstieg. Doch zum Glück ist der Flughafen in Panama ziemlich klein und mein Gepäck wird automatisch umgeladen. So erreiche ich das nächste Gate rechtzeitig in nicht einmal 20 Minuten. In einer ähnlichen Maschine lege ich die letzte Etappe nach Lima zurück.
Das Flugzeug landet zehn Minuten früher als geplant. Ich lasse mich vom Strom der Menschen zur Gepäckausgabe treiben und reihe mich mit Ihnen um das Förderband, auf dem nach und nach die Gepäckstücke ankommen. Da mein Koffer noch nicht dabei ist, nutze ich die günstige Gelegenheit mich am Automaten mit Soles einzudecken. Ich kehre zum Gepäckband zurück, stelle mich zwei weitere Minuten wartend davor und begreife dann endlich, dass es das falsche ist. Zwei Gepäckbänder weiter dreht eine Handvoll Koffer einsame Runden. Einer davon ist meiner. Nächste Station: Der gefürchtete Zoll. Ich habe den Zettel sorgfältig im Flugzeug durchgelesen und mir ist nichts der Deklaration Bedürfendes eingefallen. Mein Laptop ist beispielsweise explizit erlaubt. Doch habe ich auch an alles gedacht? Ganz genau werde ich das nie erfahren, mein Gepäck wird nicht zum Auspacken auserkoren.
Es ist nun zwei Uhr nachts in Lima. Das stimmt sogar mit meiner gefühlten Müdigkeitsintensität überein. Doch weil alles so glatt gegangen ist, muss ich noch eine halbe Stunde auf das mit Puffer bestellte Taxi warten. Dieses verspätet sich um eine weitere halbe Stunde, in der ich mit müden Augen alle von Taxifahrern hoch gehaltene Schilder in der Ankunftshalle nach meinem Namen absuche. Immer wieder. Nach einer Weile kommt das Taxi.
Als ich um 03:40 am Gästehaus ankomme, hat sich Europa schon zum Sonntagsfrühstück voraus gedreht. Ich versichere meine Angehörigen meiner wohlbehaltenen Ankunft und darf endlich schlafen. Zwei Stunden später beginnen die Vögel mit fröhlichem Gesang, doch davon lasse ich mich nicht stören, sondern ruhe mich am Vormittag aus.
Nachmittags trifft auch Anika ein, die als Krankenschwester am Hospital starten wird sowie kurz darauf Harry, der uns morgen bei den Behördengängen hilft. Er ist schon seit zwei Jahren in Peru. Wir verstehen uns sofort hervorragend (wenn auch besser auf Deutsch als auf Spanisch) und kaufen gemeinsam Abendessen und Frühstück für den nächsten Tag ein. Auf dem Programm steht dann die Beantragung eines Visums.