Nach einer Woche

Nach dieser ersten Woche kann ich ein positives Fazit ziehen. Und zwar eines, das über ein „endlich Wochenende!“ weit hinaus geht. Das langwierige Einrichten am ersten Arbeitstag beschränkte sich zum Glück auf diesen. (Ein apt-get upgrade, also das Aktualisieren aller Software-Pakete habe ich bisher zwar noch nicht bewerkstelligen können, weil die Verbindung nachts immer wieder abreißt, aber es lässt sich auch sehr gut ohne arbeiten). Ich konnte also schon mit dem Programmieren anfangen, was großen Spaß macht. Noch geht es relativ langsam voran, weil ich noch nie mit dem Framework gearbeitet habe. Ich bin aber zuversichtlich, dass das in den nächsten Wochen mit zunehmender Einarbeitung eine Beschleunigung stattfinden wird. Das ist gut so, denn die Liste der Funktionen, die sich die verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses wünschen, ist lang (Insbesondere ist sie vermutlich unendlich). Außerdem möchten wir das alte System loswerden, das noch parallel läuft. Im Moment bin ich damit beschäftigt, daraus bestimmte Funktionen ins neue System zu portieren. Wenn wir damit fertig sind (das wird aber noch ein paar Monate dauern), können wir das alte System abschalten. Abgesehen von der Entwicklung gibt es immer mal wieder völlig andere Aufgaben (zum Beispiel bin ich als einziger Deutscher im Team dazu prädestiniert, Vergleichsangebote aus Deutschland einzuholen, wenn es um Hardware-Beschaffungen geht).
In Curahuasi habe ich mich mitlerweile einigermaßen eingelebt. Es gibt natürlich Unterschiede zum Leben in Deutschland, vor allem was das Kaufen von Lebensmitteln betrifft)

Chicha Morada

Bevor ich aus Arequipa verschwinde, gibt es noch ein paar Fotos von hier (es gibt sie schon eine ganze Weile), die ich vorher noch posten möchte.
Und ich habe noch viel zu wenig über das Essen geschrieben (habe aber auch viel zu wenige Fotos davon, denn beim essen esse ich ja).
Sehr interessant ist jedoch: Es gibt Mais, der lila ist.
Unter anderem wird daraus auch ein Getränk hergestellt: Chicha Morada.
Auf Wikipedia heißt es:

Das Getränk ist allgegenwärtig in Peru, vor allem in der Hauptstadt Lima. Die nichtalkoholische Variante der Chicha [ohne morada] wird es auch gern an Kinder serviert und ist in Konkurrenz zu Softdrinks fester Bestandteil jedes geselligen Ereignisses.

Dieses Zitat kann ich in eigener Erfahrung bestätigen, denn die ebenfalls im Haus lebende Großmutter hatte vergangene Woche Geburtstag. Getrunken wurde Chicha Morada und Inca-Cola (ein Softdrink mit viel Zucker und chemischem Beigeschmack. Berüchtigterweise für Europäer ungenießbar). Chicha Morada hingegen schmeckt sehr gut (wie kalter Kinderpunsch – wahrscheinlich wegen der Nelke).
Nun endlich zu den Bildern:

Geschichten schreiben

Jeder würde gerne Geschichte schreiben, aber Geschichten muss man höchstens in der Schule schreiben. Doch genau da bin ich ja in den letzten Wochen gewesen (gestern war mein letzter Tag am Instituto).
Eine in diesem Sinne sehr typische Hausaufgabe (auf Mittwoch) lautete: „Beschreibe, was wir heute im Unterricht gemacht haben, aber benutze dabei auch Subjuntiv-Zeiten.“
Zum Glück war der Unterricht sehr spannend und ungewöhnlich gewesen. „Warum stellst Du den Text nicht auf Deinen Blog?“, fragte mich Juan Carlos nach dem Vorlesen. Gute Idee. Read More

Tráfico

Es ist kein Geheimnis, dass der Straßenverkehr in Südamerika anders funktioniert als in Europa. Als Betrachter könnte man zu dem Schluss kommen, dass derjenige Vorfahrt hat, der es zuerst in eine Lücke schafft. Völlig egal, aus welcher Richtung kommend. Das führt nicht (immer) zu Unfällen, weil der „Verlierer“ abbremst, bevor er auffährt. Auch wenn genau dieses Phänomen im folgenden vor ein paar Tagen auf dem Heimweg gefilmte Video nicht zu sehen ist, bietet es einen lebhaften Einblick in die belebten Straßen Arequipas.

Einkäufe


Pedro, mein Gastvater, hatte mir vorgeschlagen, morgens laufen zu gehen, um mich schneller zu akklimatisieren. Auf der ungeschriebenen Liste der Dinge, die ich nicht mit nach Peru gebracht habe, wurden daher sporttaugliche Schuhe der erste Punkt, der in einer Ersatzbeschaffung resultieren sollte. Doch wo bekommt man die her? Glücklicherweise hat mein Gastvater nicht nur temporäre sondern auch leibliche Kinder, teilweise weiblichen Geschlechts, was vermutlich überall auf der Welt mit genauer Kenntnis der lokalen Bekleidungsmarktsituation einhergeht. Es war also glücklicherweise unmöglich, das Haus mit den Worten „Ich gehe mir Schuhe kaufen“ aber ohne hilfreiche Beratung zu verlassen, die in diesem Fall aus der Wegbeschreibung zu einem „Centro Comercial“ und dem Hinweis, dass es kein modernes Einkaufszentrum sei, bestand, der nichts daran änderte, dass ich mir darunter vorerst weiterhin ein einzelnes Gebäude vorstellte. Das änderte sich beim Ankommen. In der Nähe der Avenida Goyeneche (Streetview Link) gibt es durchaus die Möglichkeit, alles Mögliche zu kaufen: Pro Warengruppe gibt es Straßenabschnitte, in denen man durch Hauseingänge in Lagerhallen gelangen kann, welche in unzählige kleine einzeln vermietete Geschäfte unterteilt sind, in denen die entsprechende Ware verkauft wird – mit erheblichen Unterschieden hinsichtlich Preis, Qualität und Echtheit der angebotenen Artikel. Read More

Sonntagsmilch

Mit ein paar Tagen Verspätung möchte ich mit euch eine Geschichte teilen, die sich am Wochenende ereignet hat. Als ich morgens die Treppe herunterstieg und die Küche betrat, fand ich einen wunderbar gedeckten Frühstückstisch vor. Unsere Gastmutter Chichi hatte zu allem Überfluss Pancake-Teig vorbereitet und wir konnten frische Pancakes direkt aus der Pfanne genießen. Das reicht meiner Ansicht nach schon, um das Frühstück als vollkommen zu bezeichnen, denn mir fällt keine weitere Ausbaustufe für Frühstück ein. So viel zum Thema entbehrungsreiches Missionarsleben. Vielleicht kommt das noch. Wir saßen also zu viert um den perfekten Frühstückstisch und stellten plötzlich dessen einzigen Makel fest (weil der Diminuitiv hierzulande sehr beliebt ist, sollte ich  vielleicht besser von einem Makelchen sprechen). Es fehlte die Milch und auch im Kühlschrank war sie nicht wie gewohnt zu finden. Weil wir die Ursache in uns als den Suchenden sahen, trauten wir uns, um sicherzugehen, die Gastmutter, als sie vorbeikam, zu fragen. ¿Puede ser que no tengamos leche? Denn niemand von uns hatte mit ihrer Reaktion gerechnet. Nachdem auch sie vergeblich im Kühlschrank nachgesehen hatte, war sie plötzlich verschwunden. Wir vermuteten, um anderswo im Haus, vielleicht der eigenen Wohnung, Milch zu holen. Bis sie nach zehn Minuten mit einer Packung Milch vom Kiosk um die Ecke zurückkam (die meisten Geschäfte sind Sonntags geöffnet) und damit große Begeisterung (und Schuldgefühle) bei uns auslöste. Wenigstens möchte ich also die Moral der Geschichte hier öffentlich festhalten: Unsere Gastmutter ist großartig. ¡Viva Chichi!