Menschen mit Fahne

In einem vom Alkoholismus mitgenommenen Dorf wie Curahuasi kann man Sonntag morgens um sieben auf dem Hauptplatz, dem Plaza de Armas, durchaus Menschen mit Fahne begegnen. Der Anblick ist so traurig wie der süßlich-verbrauchte Geruch der konsumierten Chicha.

Knapp drei Stunden später findet sich allwöchentlich eine größere Ansammlung an Menschen mit Fahnen im Wortsinne ein, um selbige an die Spitze der Fahnenmaste zu befördern. Dieser an sich simpler Vorgang wird mit großem Zeremoniell zelebriert. Nach einer kurzen Rede wird vor dem Hissen der National- und der Komunalflagge jeweils die entsprechende Hymne angestimmt. Sind beide Tücher an ihrem Ort, wird noch im Desfilierschritt über den Platz marschiert. Jede Woche ist es eine andere Institution, die die Ehre hat, zwei Repräsentanten an den Leinen die Fahne nach oben ziehen zu lassen und anschließend über den Platz zu marschieren.

Vermutlich ist es der Nationalstolz der Deutschen, nicht patriotisch zu sein. Das scheint mir Teil unserer nationalen Identität zu sein. Diese Überlegenheit abzulegen fällt schwer, dementsprechend auch das Verständnis für diesen Akt.

Als am vergangenen Sonntag Diospi Suyana dran war, hieß es dann für mich zum ersten Mal Mitmarschieren. Das ganze war kurz und schmerzlos. Es war mir peinlich, den Text der Hymnen nicht mitsingen zu können. Den sollte ich vielleicht fürs nächste mal aus Respekt auswendig lernen, obwohl der gesamte Ablauf wichtigtuerisch auf mich wirkt.

Spaß macht die Wichtigtuerei allerdings schon, allein schon als Anlass, Anzug zu tragen.

Baufortschritt Kirche

Nachdem ich in der vergangenen Woche aufgrund der Volkszählung nicht im (auf Samstag vorgezogenen) Gottesdienst war, erstaunte mich der doppelte Baufortschritt nun umso mehr.

Auf dem Bild spricht der Pastor (rechts) mit einem sachverständigen Diospi-Mitarbeiter (links) vermutlich über den Baufortschritt

Die „Muttergemeinde“, sprich die Gemeinde, aus der die Gemeindegründer stammen, hat außerdem eine Finanzspritze zugesagt, so es mit dem Bau trotz leerer Konten erst einmal weitergehen kann.

Cusco als nicht-Tourist

Die schweren Bergschuhe dehnen die ausgerissenen Henkel der Plastiktüte nach unten, als würden sie ihrem Metier, dem Boden, aus eigener Kraft entgegenstreben und wirken daher in der Hand getragen noch gewichtiger als am Fuße. Das abgenutzte Leder zeugt von treu durchdienten schneenassen Wintern und staubigen Wanderwegen im Sommer.  Die Nähte halten es mit der Entschlossenheit, ein weiteres Jahrzehnt lang gute Dienste zu leisten, fest zusammen. Es sind die mürben Sohlen, die diesem Anspruch im Wege stehen, abgerieben durch jeden der Hunderttausende geleisteter Schritte, jüngst versprödet durchs Ultraviolett der Andensonne, und schließlich auf Abstieg von Machu Pichu nach Aguas Calientes so zerfleddert, dass sich ein horizontaler Spalt zwischen Absterben und Ablösung beständig weiter auftut.

Ablösung ist ein gutes Stichwort, denn ein Austausch ist die letzte Hoffnung für die Weiternutzung der noch tauglichen Bestandteile des Gegenstandes,  dessen Ende in einem Land hoher Lohnkosten durch die Unwirtschaftlichkeit seiner Reparatur besiegelt wäre. Peru ist kein Land hoher Lohnkosten.

Ich trage die Tüte mit den Schuhen durch die von Marktständen verengte Gasse. Schlängele mich an Metzgern und ihrem Angebot gehäuteter Meerschweinchen, Schweineköpfe und Fleischhaufen vorbei. Da: Es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie ein Hund in Verachtung seiner Grenzen Anstalten macht, sich an einem Haufen Steaks zu bedienen, der von der Verkäuferin sogleich mit beiden Armen schützend nach hinten gezogen wird. Hoffentlich rechtzeitig, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Hund nicht doch zumindest daran geleckt hat. Die Stimme, mit der sie den Hund verjagt, klingt eher beleidigt als drohend. Der Hund hätte wissen müssen, dass dran zu lecken die Etiquette verletzt. Tatsächlich frage ich mich, was die Hunde dazu bringt, meist erstaunlich diszipliniert an den rohen Verlockungen vorbeizugehen. An den vielen Fliegen stören sie sich bestimmt nicht.

Gemüse. Allerlei Alltagsgegenstände. Irgendwo hier in der Nähe meine ich mal einen Schuster gesehen zu haben. Doch der müsste eigentlich schon bald kommen, sonst habe ich mich vielleicht doch geirrt. Auf meine Orientierung ist eigentlich kein Verlass. Heute klappt es. Gegenüber der Kreuzung weist der Schriftzug „Calzado“ auf das von mir gesuchte Handwerk hin. Die Werkstatt scheint geöffnet zu sein. Beim Näherkommen erblicke ich schon die alten Nähmaschinen im dunklen Innenraum, an der mehrere Schuster bei der Arbeit sind. Einer steht draußen und erblickt mich und den Inhalt meiner Tüte. Kommt mir entgegen und macht mich auf ihn aufmerksam so als sei das noch notwendig. Das ist erfreuliches ein Anzeichen dafür, dass er heute genug Zeit hat. Ausgerechnet jetzt muss ich erst suchen, bevor ich die Stelle finde, an der die Sohle sich falltürähnlich nach unten klappen lässt. Es ist sogar ein Ersatzteil in der passenden Größe vorhanden, nicht von allerbester Qualität, aber immerhin mit tiefem Profil. Ich tausche 20 Soles Vorschuss gegen die Zusage, dass ich die Schuhe bis zum Mittag abholen kann.

In der Markthalle besorge ich am gewohnten Stand einen Laib des gewohnten Goudas. Auf dem Weg zum Treffpunkt mit dem Rest der Truppe kann ich einem Automaten gebührenfreies Bargeld für die nächsten Monate entlocken. Der Treffpunkt ist der touristische Starbucks direkt neben der Kathedrale. Mit meinem Rucksack sehe ich notgedrungen wie ein Tourist aus, so dass der „Barista“ versucht, meine zur Zeitüberbrückung unumgängliche Bestellung Einheitscappucino auf Englisch entgegenzunehmen. Ich weiß gar nicht, warum ich stur auf Spanisch antworte, bis er das sein lässt. Das WLAN ist besser als der Kaffee. Und die Gesellschaft ist besser als das WLAN: Unverabredeterweise stoße ich auf weitere Missionare, die an diesem Wochenende Besorgungen in Cusco erledigen.

Die Vervollständigung der Truppe verzögert sich: Obwohl der Werkstatttermin, zu dem die anderen das Auto bringen sollen, schon seit Wochen feststeht, ist das notwendige Ersatzteil allen Abmachungen zum Trotz nicht auf Lager und es fällt den Mitarbeitern so schwer, das zuzugeben, dass sie eine halbe Stunde dafür benötigen. Glücklicherweise prägt diese Unzuverlässigkeit nicht den Rest des Tages.

Als ich etwa um zwölf komme, um meine Schuhe abzuholen, sehe ich diese schon mit geklebter Sohle bereitstehen. Ich solle mich jedoch noch zehn Minuten gedulden, meint der freundliche Schuster, der noch schnell eine zwischengeschobene Reparatur beendet und dann beginnt, die Sohlen zusätzlich festzunähen. Ich nehme auf einer kleinen gut gefüllten Wartebank Platz und bekomme sogar eine illustrierte Lokalzeitung gereicht. Als ich durch die durch habe, und versuche, über das rückseitige Kreuzworträtsel nachzudenken, reicht er mir sogar einen Kugelschreiber. Nein, es mache ihm wirklich nichts aus, wenn ich es ausfülle. Etwas über die Hälfte der Kästchen ist noch weiß (und würde es wohl auch weiterhin bleiben, solange ich nicht wenigstens zu Übersetzungszwecken das Handy zur Hilfe nehme), als er seine Arbeit auch schon beendet hat. Ich bin mit dem Ergebnis und der Einhaltung des Zeitrahmens äußerst zufrieden und bezahle den Rest der vereinbarten Summe, die dem Gegenwert zweier Paar guter Bergsocken in denjenigen deutschen Outdoorshops entspricht, in denen man über den Vorschlag, Schuhe zu reparieren den Kopf geschüttelt hätte.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, in einem Einkaufzentrum Dinge zu kaufen, die nicht so lebensnotwendig sind, dass man sie im Dorf kaufen könnte, die andererseits aber in jeder Großstadt erhältlich sind. Mehr Wäscheklammern, bestimmte Gewürze und andere Kochzutaten. Eine Lichterkette für Weihnachten. Die Welt drinnen hat mit der Welt außerhalb der Mall wenig zu tun und es denken sich hundertfach die gleichen Gedanken: „Oh, hier gibt’s ja XYZ.  – Brauche ich das? – Eigentlich nicht, Du kommst ja sonst auch ohne aus. – Aber in Deutschland würde ich es mir einfach kaufen. – Aber es ist schon ganz schön teuer, verglichen mit sonstigen Einkäufen in Curahuasi. Fast so teuer wie in Deutschland. Das ist Verschwendung. Überleg mal, wie lange Du davon in Curahuasi leben könntest!“. Die Tiefkühlmuscheln bleiben im Tiefkühlregal, doch drei(!) kleine Gläser mit Sauerkirschen(!), Nachtisch für die ganze WG, schaffen es in den Einkaufswagen.


Einerseits freue ich mich über die beschafften Dinge, andererseits wäre eigentlich alles auch verzichtbar gewesen, was die zweite, in der konstruierten Welt, die aussieht wie eine aus Glas, Produktauslagen, Werbeflächen und Fastfoodkettenlokalen nachgebaute Webseite, verbrachte Tageshälfte irgendwie verstörend macht.

Ut describeretur universus Peru

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von der Regierung ausging, dass ganz Peru geschätzt würde. Und diese Schätzung war die Zwölfte und geschah zur Zeit, da Kuczynski Staatspräsident war. Und jedermann blieb, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seinem Hause. Denn es wart in Kraft getreten das Decreto de Inamovilidad und es wart Ihnen nicht gestattet ihre Häuser zu verlassen, von der zweiten Stunde des Tages an bis zur elften Stunde. Da blieb auch in seinem Hause Christianus, darum, dass er dort wohnte, und er blieb dort den Tag über, auf dass er sich dort schätzen ließe mit seinen Gefährten Benedictus Altus und Benedictus Magnus. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gezählet werden sollten. Und es war gegen die zehnte Stunde, da kamen die Beamten des Staates und jene holten ein die Erkundigungen, welche nötig gewesen waren. Und man fragte nach ihrer Behausung, und es war Adobe, aus dem ihre Wände gebaut waren. Und Dachziegel waren auf dem Dach, auch Wasser war vorhanden. Und solcherlei mehr fragten sie. Und als sie hörten, es sei keine Waschmaschine im Hause, so verwunderte es sie, bis dass sie erfuhren, dass sie an andern Örtern zu waschen pflegten. Und als die Beamten nun das Haus verließen und von dannen zogen, da waren die drei Männer froh und, frei sich zu bewegen verließen sie den Ort und sie gingen zu ihren Freunden und sie erzählten, was ihnen widerfahren war.

Und alle Welt lobte Gott und pries ihn, dafür, dass die echte Weihnachtsgeschichte nicht so inhaltsleer ist.

Dunkelheit

Es liegt eine ungewohnte Stille über dem ganzen Dorf, nur unterbrochen vom gelegentlichen Gebell aufgeschreckter Hundechöre. Kein Mensch ist auf der Straße zu sehen und es ist auch kein Mensch auf der Straße. Keine Musik. 

Es muss mitten in der Nacht sein, doch es ist noch nicht einmal zehn Uhr. Die Straßen sind kaum wiederzuerkennen. Der Lichtkegel tastet die Straße ab und es gelingt ihm doch. Ein verwirrter Hund knurrt laut und beginnt drohend zu bellen. Wenn schon überall die Beleuchtung gestohlen wurde, versucht er, wenigstens noch sein Revier zu verteidigen. Der auf seine Augen gerichtete kaltweiße Lichtschein macht ihn unschlüssig. Ein angedeuteter Steinwurf lässt ihn zusammenzucken, ohne dass der Stein jemals die Hand verlassen hätte.

Einige hundert Meter weiter. Ein Lebenszeichen: Durch eine geöffnete Tür sind einige Frauen sichtbar, ein batteriebetriebener Scheinwerfer erleuchtet von hinten den Eckladen. Sie unterhalten sich mit leisen Stimmen.

Ein vielleicht dazugehöriger Mann hat sich vor dem Haus in sein altes Taxi zurückgezogen, aus dessen Radio durch die heruntergelassenen Fensterscheiben nun doch leiser Wayno ertönt. Trotz des Regens, der mit dem Gewitter gekommen war, ist die Luft nicht kalt, sondern nur angenehm feucht. Buenas noches. Der Mann erwidert den Gruß.

Das Handy meldet H+-Empfang. Die Sendemasten sind also unabhängig versorgt.

Noch vor zehn Jahren muss es immer so gewesen sein. Mit der Dunkelheit muss die Nacht begonnen haben.

Damals gab es nur stundenweise Elektrizität. Wie es wohl wäre, wenn alle Tage so früh endeten? Wie wäre das wohl in Deutschland, besonders im Winter?

Während ich noch, bereits im Bett liegend, meine Gedanken festhalte, ertönt ein kurzes Brummen. Die Wasserpumpe, sie läuft wieder und sie hat Druck auf der Leitung aufgebaut. Eine Straßenlaterne zeichnet nun wieder das die Vorhänge säumende helle Rechteck an die Wand.

Es ist ein ganz kleines bisschen schade, dass der Strom wieder da ist, auch wenn es natürlich gut ist, dass die Kühlschränke in Curahuasi in dieser Nacht weiterkühlen.

Uns Menschen reicht die Zeit nicht, die uns der Tag gibt. Viele Stunden stehen auf eingedeichtem Gebiet, das der Nacht aufwendig abgetrotzt wird. Doch scheint das Leben nicht immer noch zu kurz zu sein?

So ein Rohrbruch ist auch kein Beinbruch

Seitdem Verwaltungsleiter Stefan Seiler nach Deutschland zurückgekehrt ist, hüte ich gemeinsam mit Lernhelfer Benedikt sein ehemaliges Haus, in welchem wir uns übergangsweise eine nette WG eingerichtet haben, bis Ende November die nächste Familie dort einzieht.

Um die im Garten vorhandenen Blumen vor dem Verdursten zu retten, müssen sie momentan noch gegossen werden, weil die Regenzeit sich zwar schon ankündigt, aber noch nicht für nennenswerten Niederschlag sorgt.

Es geschah plötzlich beim Zudrehen des Wasserhahns: Da hatte ich ihn in der Hand. Samt dem Rohr, das ihn bis zu diesem Zeitpunkt in der Wand verankert hatte. Die Absicht, den Wasserfluss zu stoppen, verkehrte sich ins Gegenteil, als das Wasser in reichem Schwalle fröhlich aus der Wand sprudelte. Den ich überrascht betrachtete, um dann aufs Dach zu klettern und den Haupthahn am Wassertank zuzudrehen, woraufhin der Strahl erststarb. Nicht so dramatisch wie in Goethes Zauberlehrling, aber ich bin ja auch kein Dichter. Nicht mal Abdichter. Entgegen meinen Bedenken kam der Vermieter jedoch nicht nur in der selben Woche, sondern sogar innerhalb einer Stunde vorbei und stellte sich wirklich als Meister der Reparatur heraus. Klempner seien schwer zu bekommen, erklärte er mir, währens ich ihm das Rohr festhielt, das er festschraubte, so dass er sich immer alles bei ihnen abschaue. Ich bin sehr froh, dass das Problem so schnell behoben werden konnte.
Unbeantwortet bleibt nur die Frage, warum im der UV-Strahlung  ausgesetzten Außenbereich PVC-Rohre verwendet werden und kein Metall. Aber ich habe auch nicht laut gefragt.

Der Bau schreitet voran

Ab und zu tröfpelt es jetzt schon vom Himmel, auch wenn an jenem auf diesem Bild von Wolken keinerlei Spur ist.

Nachdem in gemeinsamer Arbeit mit Pickel und Schaufel ein Großteil der Fundamente händisch gegraben wurde, ist es gut, dass nun schon die Armierungen für die Säulen stehen. Wenn dann an den nächsten Samstagen Maurer die Wände hochziehen werden, ist die Gemeinde selbst zum Zuarbeiten vor Ort, um Kosten zu sparen.

„Und wir begrüßen herzlich bei Radio Diospi Suyana…“

„… die Ingenieros Benjamin Azuero, Miquias Achahui und Christian van Rensen.“

So ähnlich begann vor knapp zwei Wochen ein Live-Interview im Medienzentrum zum Thema „Soziale Netzwerke“.

Für eine Sendung, in der regelmäßig Tipps zu Gesundheit und anderen alltäglichen Themen gegeben werden, aquirierte man uns spontan aus dem Nebengebäude als Experten, als es um das Thema soziale Netzwerke ging.

Zu dritt (auch wenn zum Aufnahmezeitpunkt des Bildes nur Miquias und ich anwesend waren) machte es uns großen Spaß, die Zuhörer über Risiken, Chancen und Tipps im Umgang mit sozialen Netzwerken aufzuklären.

Übrigens: Das Diospi-Suyana-Radio kann man manchmal online hören.

Juvenfest

Natürlich gibt es Gründe dafür, dass nur selten Blogbeiträge kommen (und so viele wie diese Woche nur dann, wenn ich an einem Abend so sehr in Stimmung bin, dass ich gleich drei auf einmal vorprogrammiere, so wie gerade jetzt).

Bei diesen Gründen handelt es sich in der Regel um unregelmäßige Extraaktivitäten, wie zum Beispiel: das Juvenfest (Obwohl die Wortschöpfung deutsch anmutet, ist sie aus den spanischen Wörtern juventud und festival hervorgegangen).
Das Konzept dazu stammt von meinem Arbeitskollegen Abner, der aus der Metropole Lima kommend, bei der Betrachtung der hiesigen Situation zu dem Schluss gekommen ist, dass man den Jugendlichen hier mal was Ordentliches bieten sollte.

Während ich mir vorstellen kann, dass Rockgottesdienste in seiner Gemeinde in Lima im Wochenplan, wenn nicht gar auf der Tagesordnung standen, läuft da in Curatown eher wenig.

Dass die Globalisierung trotz Abgelegenheit bis hierher schwappt, zeigt sich ganz besonders bei den Jugendlichen: Sie hängen in Internetcafés ab, ihre Kleidung ist der amerikanischer Marken zum verwechseln ähnlich und die Interessen wären auch sonst wo nicht ungewöhnlich: Da wären beispielsweise Downhill-Biking und Dota 2. Jeder hat Facebook. YouTube-Videos auf dem Smartphone sind mit höherer Wahrscheinlichkeit Gesprächsthema als das Fernsehprogramm des Vorabends.

Der Gedanke, dass man den Jugendlichen also mehr bieten muss, um etwa einen Jugendgottesdienst attraktiv für sie zu gestalten (so attraktiv, dass sie auch kommen), liegt also nicht fern. Und aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass die Verfügbarkeit etwa technischer Vorzüge die Notwendigkeit von Jesus nicht reduziert. Die Gottesbeziehung ist ja nicht weniger wertvoll, es muss nur eine höherer Aktivierungspotentialtopfrand überwunden werden, um sich mit dem Thema Glaube auseinanderzusetzen.

Und wenn die nötige Aktivierungsenergie über farbige Scheinwerfer und angemessene Schallpegel übertragen werden soll, dann gibt es eben ein Juvenfest mit einem Flyer, der dem einer WiWi-Party in nichts nachstehen muss:

Neben einem ausführlichen musikalischen Teil wird auch ein dramaturgisches Anspiel zur Mensaje (Predigt) hinführen. Dass ich von der Probe kommend von für drei Blogbeiträge ausreichende Kreativität strotzte, stimmt mich hinsichtlich des Ergebnisses zuversichtlich.

Am Wochenende wurden schon mal die Scheinwerfer konfiguriert.

Letztlich bleibt wie immer bei dieser Art von Veranstaltung der Zwiespalt, dass man sich einerseits nicht lumpen lassen möchte, es andererseits jedoch niemals auf die Performance ankommt. Denn bei der handelt es sich ja notwendigerweise um eine Show. Bei der biblischen Schilderung der Speisung der 5000 (nachdem die Speisung selbst anscheinend spontan geschah kann sie nicht der Grund für die zuhörenden Menschenmengen sein) sucht man vergeblich nach der Bandliste.

Aus diesem Grund möchte ich diejenigen Leser, die nicht seit zwei oder mehr Absätzen mit dem Kopf schütteln, um Unterstützung im Gebet bitten.

So eine Schleifmaschine ist schon was Feines!

In der letzten Woche sorgte wieder einmal ein medizintechnisches Gerät für Abwechslung. Doch nicht nur das, sondern die einzurichtende Maschine faszinierte mich aufrichtig.

Im Zahnlabor ist es ganz normaler Alltag, den Gebissabdruck mittels eines 3D-Scanners einzuscannen. Der neu gelieferte leistungsstarke Computer mit gespenderter Software (die so wertvoll ist, dass sie durch einen Dongle, einen speziellen nicht-kopierbaren USB-Stick, der während des Betriebs immer im Computer stecken muss, gegen Raubkopie geschützt wird) wandelt die Bilder in Echtzeit in ein 3D-Modell des Gebisses um. Aus vom Techniker gewählten Parametern wird die Geometrie einer passenden Krone berechnet, die dann optional noch nachmodelliert werden kann. Die Krone kann dann sofort auf der neuen großen Schleifmaschine geschliffen werden, sodass die Krone nach 20 Minuten schon fertig sein kann.

Das ist sehr gut, denn im wachsenden Team arbeiten momentan 4 Zahnärzte, deren Bestellungen das Labor ohne die Hightech-Unterstützung gar nicht bedienen könnte.

Links: Zahntechnikermeister Tibor Minge scannt mittels der neuen Software.
Rechts: Die Schleifmaschine, kurz vor dem Start.