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Schneller Untergang

Das erste Mal, dass ich in Peru einen Sonnenuntergang erlebt habe, war ich beeindruckt. Das geht nämlich ziemlich schnell. An meinem ersten Tag in Arequipa bemerkte ich einen Hauch von Abendstimmung und war noch am überlegen, ob ich nicht, solange es noch hell war, einen Spaziergang machen und die Stadt etwas kennen lernen mochte. Dann war ich kurz abgelenkt und als ich das nächste Mal aus dem Fenster sah, war es plötzlich ziemlich dunkel. Mir dämmerte, dass das an der besonderen Nähe zum Äquator liegen muss. Vorgestern habe ich dann den Sonnenuntergang rasch in einer Serienaufnahme dokumentiert, bevor er mir entwischen konnte.
Hier das entstandene Zeitraffer-Video:

Tipp: Haltet das Video an und schiebt dann den die aktuelle Position markierenden Knubbel hin und her, um beliebig vor- und zurückzuspulen.

Artikel auf der Diospi-Suyana-Webseite: „Ein Zuschauer begibt sich in die Arena“

Fast hätte ich es verpasst, denn es war so viel los: Auf der Diospi-Suyana-Webseite ist gestern ein Beitrag über mich aufgetaucht. Neue Mitarbeiter werden dort nämlich immer vorgestellt.
Den Artikel kann man hier lesen. Generell lese ich die News von Diospi-Suyana schon seit Längerem immer wieder gerne, denn es ist oft etwas Spannendes dabei.

Erster Tag in der Sprachschule in ARQ

Gerade komme ich von der Sprachschule. Dorthin fährt man mit kleinen Bussen, aber es gibt keine Bushaltestellen. Stattdessen wartet man an der Busroute, bis eines der etwas klapprig aussehenden Vehikel vorbeikommt. Genauso darf man auch überall aussteigen, indem man sich zum Ausgang durchdrängelt und „¡Baja!“ ruft. Der Bus hält am Straßenrand oder spätestens an der nächsten Ecke. Beim Aussteigen entrichtet man das Entgeld in Höhe von 70 Centimos. Das sind etwa 20 Cent.

Glücklicherweise hatte ich keine Schwierigkeiten, die Lehrerin zu verstehen. Zunächst haben wir im Schnelldurchlauf Grammatik wiederholt, um unser Niveau zu bestimmen. Da sind wir jetzt ungefähr dort angekommen, wo ich vor nach einem halben Jahr Unterricht war. Noch ist also alles machbar, allerdings fällt Grammatik mir auch nicht so schwer. Mir fehlen eher noch Vokabeln und Sprachpraxis. Da bietet dieser Nachmittag noch genug Gelegenheit zum Selbststudium.

Weiterreise nach Arequipa

Arequipa liegt im Süden Perus. Dorthin kommt man zum Beispiel mit dem Bus. Weil Peru recht groß ist, dauerte die Fahrt 16 Stunden. Ich fuhr Dienstag Abend um 21:00 vom Busterminal ab. Der Ablauf erinnert fast schon ans Fliegen, denn das Gepäck wird am Schalter abgegeben, Reisepässe werden überprüft und Passagiere werden vor dem Einsteigen mit einem Metalldetektor abgeklopft. Außerdem gibt es im Bus Entertainment-Systeme und es wird Essen serviert. Allerdings reicht es, 20 Minuten vor Abfahrt einzutreffen. Die Fahrt ging durch das nächtliche Lima und dann an der Küste entlang, von der ich jetzt einen Gutteil abgefahren habe. Unterwegs begegenen einem haufenweise LKWs, aber es ist bis auf wenige winzige Fischerdörfer kaum Zivilisation zu sehen. Man fährt quasi durch die Wüste. Links der Berg, dann Einöde, dann die Straße, rechts der steinige Strand, dann das Meer. Gegen Ende der Fahrt biegt der Bus dann nach links ab, wir verlassen die Küste, überqueren einen Pass (irgendwann mit nur noch 35km/h auch auf der Geraden), es geht wieder bergab, auf einmal gibt es mehr grüne Flecken und dann fahren wir auch schon durch Arequipa. Mit über einer Stunde Verspätung komme ich am hiesigen Busbahnhof an. Dieser hier wird auch von anderen Buslinien benutzt, es gibt Geschäfte darin, am Ehesten ist er mit einem etwas größeren Bahnhof zu vergleichen. Das Wetter ist wärmer und sonniger als in LIMA, wo die Sonne fast immer durch Dunst verdeckt wird.
Dort werde ich von Pedro, dem Leiter meiner Sprachschule abgeholt, denn ich bin mit einigen anderen Schülern zusammen in seinem Haus untergebracht. Auch Anika, die den Flieger genommen hat, treffe ich hier wieder. Es gibt lecker Mittagessen (Hühnchen und Kartoffeln mit Coca-Cola-Soße(!) aus dem Ofen, dazu Reis und Gemüse). Morgen wird es dann in der Sprachschule losgehen.

Erste technische Hürde überwunden

Am Beginn eines langjährigen Aufenthalts in Peru steht die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung.
Dazu dienten die ersten Tage in der Hauptstadt Lima. Zuallererst musste ich bei der Interpol die Auskunft einholen, dass ich auch keinen Dreck am Stecken habe. Paradoxerweise musste ich mir dafür wiederum die Finger schmutzig machen und zwar alle, denn es wurden mit Tinte Fingerabdrücke genommen. Interessanterweise wurde auch beim Notar neben der Unterschrift ein Fingerabdruck auf der zu beglaubigenden Vollmacht verlangt.

Abgesehen von den Behördengängen machten wir aber auch einen kleinen Abstecher zum Jockey Plaza, einer gewaltigen Shopping-Mall, größer als ich in Deutschland je eine gesehen habe. Dort besorgte ich mir eine peruanische SIM-Karte, um in diesem Land günstig anzurufen und angerufen werden zu können. Und auch mobiles Internet ist sehr praktisch, zum Beispiel zum Bestellen sicherer Taxis (Taxis sind in Lima das gängige Beförderungsmittel). Die gleiche Karte besorgte sich auch meine Kollegin.
Der Rest dieses Beitrags ist für technisch völlig uninteressierte Leser möglicherweise unbekömmlich. Read More

Ankunft in Lima.

Am Frankfurter Flughafen verabschiedete ich mich Samstag Morgen von meiner Familie. Sie sind die 4 besten Gründe, Deutschland niemals zu verlassen.
Als ich im Flugzeug saß, klebten Regentropfen an der Scheibe. Die könnten ein hervorragender Grund sein, Deutschland für immer den Rücken zu kehren, wenn man keinen Regen mag. Dann jedoch sollte man ein anderes Reiseziel als die Anden wählen, denn dort hat nun die Regenzeit begonnen. Davon bekomme ich hier in Lima jedoch nichts mit.

Der Flieger landet rechtzeitig in San Juan. Eine gewaltige Schlange staut sich schnell vor der Passkontrolle auf, gefaltet in einen Käfig aus Absperrbändern. Nur US-Bürger kommen schneller vorbei, denn Puerto Rico ist eine Enklave der Vereinigten Staaten. Und Passagiere mit einem Weiterflug nach Panama. Eine Grenzbeamtin verkündet diese Botschaft, sortiert die entsprechenden Passagiere aus, streicht sie von ihrer Liste und öffnet den Käfig ein Stück weit, um mich herauszulassen. So gerate ich schnell an die Abfertigung. „Do you want to learn Spanish?“ fragt mich der gemütliche Beamte mit den tätowierten Unterarmen, als er meinen Pass in Empfang nimmt. Ich hinterlasse Abdrücke von allen meinen Fingern auf der Scheibe des Scanners und in der Datenbank der Behörde. „I already speak a little Spanish, but I want to improve it“, antworte ich und bekomme eine gute Reise gewünscht.

Eine kleine Maschine bringt mich nach Panama. Als wir dort ankommen, ist es trotz der sechs Stunden Zeitverschiebung schon dunkel. Der Pilot erklärt, dass die dichte Wolkendecke Flug und Landung erschwert und so verspätet sich die Ankunft direkt vor meinem letzten und knappesten Umstieg. Doch zum Glück ist der Flughafen in Panama ziemlich klein und mein Gepäck wird automatisch umgeladen. So erreiche ich das nächste Gate rechtzeitig in nicht einmal 20 Minuten. In einer ähnlichen Maschine lege ich die letzte Etappe nach Lima zurück.

Das Flugzeug landet zehn Minuten früher als geplant. Ich lasse mich vom Strom der Menschen zur Gepäckausgabe treiben und reihe mich mit Ihnen um das Förderband, auf dem nach und nach die Gepäckstücke ankommen. Da mein Koffer noch nicht dabei ist, nutze ich die günstige Gelegenheit mich am Automaten mit Soles einzudecken. Ich kehre zum Gepäckband zurück, stelle mich zwei weitere Minuten wartend davor und begreife dann endlich, dass es das falsche ist. Zwei Gepäckbänder weiter dreht eine Handvoll Koffer einsame Runden. Einer davon ist meiner. Nächste Station: Der gefürchtete Zoll. Ich habe den Zettel sorgfältig im Flugzeug durchgelesen und mir ist nichts der Deklaration Bedürfendes eingefallen. Mein Laptop ist beispielsweise explizit erlaubt. Doch habe ich auch an alles gedacht? Ganz genau werde ich das nie erfahren, mein Gepäck wird nicht zum Auspacken auserkoren.

Es ist nun zwei Uhr nachts in Lima. Das stimmt sogar mit meiner gefühlten Müdigkeitsintensität überein. Doch weil alles so glatt gegangen ist, muss ich noch eine halbe Stunde auf das mit Puffer bestellte Taxi warten. Dieses verspätet sich um eine weitere halbe Stunde, in der ich mit müden Augen alle von Taxifahrern hoch gehaltene Schilder in der Ankunftshalle nach meinem Namen absuche. Immer wieder. Nach einer Weile kommt das Taxi.

Als ich um 03:40 am Gästehaus ankomme, hat sich Europa schon zum Sonntagsfrühstück voraus gedreht. Ich versichere meine Angehörigen meiner wohlbehaltenen Ankunft und darf endlich schlafen. Zwei Stunden später beginnen die Vögel mit fröhlichem Gesang, doch davon lasse ich mich nicht stören, sondern ruhe mich am Vormittag aus.
Nachmittags trifft auch Anika ein, die als Krankenschwester am Hospital starten wird sowie kurz darauf Harry, der uns morgen bei den Behördengängen hilft. Er ist schon seit zwei Jahren in Peru. Wir verstehen uns sofort hervorragend (wenn auch besser auf Deutsch als auf Spanisch) und kaufen gemeinsam Abendessen und Frühstück für den nächsten Tag ein. Auf dem Programm steht dann die Beantragung eines Visums.

Es geht los

Die letzte Woche verging schnell. Deswegen bin ich auch nicht dazu gekommen, hier einen Beitrag über meinen Aussendungsgottesdienst zu schreiben.
Der war übrigens sehr schön. Vielen Dank an alle, die da waren!
Jetzt geht es so wirklich los. Damit meine ich, dass ich diesen Beitrag vom Wartebereich vor der Sicherheitskontrolle von Gate C4 des Terminals 1 am Frankfurter Flughafen aus schreibe. Der Check-in liegt hinter mir. Mein Gepäck ist aufgegeben. Von meiner Familie musste ich mich vor der Passkontrolle verabschieden. Das ist sehr schade, denn ich kenne keine bessere Familie. Um keinesfalls meinen Flieger zu verpassen, habe ich mich, früher als mir lieb war, zur Sicherheitskontrolle begeben. Um festzustellen, dass die noch gar nicht geöffnet ist. Nunja. Immerhin gibt es hier WLAN.

geordneter Rückzug aus Karlsruhe

Die vergangene Woche habe ich damit verbracht, meine Karlsruher Zelte abzubauen:

  • Am Dienstag habe ich meine Bachelorarbeit abgegeben. Drei gedruckte, gebundene und unterschriebene Exemplare tauschte ich gegen einen Stempel auf einem Laufzettel ein.
  • Mit diesem Zettel konnte ich mich am Mittwoch aus der Universität exmatrikulieren. Danach begann das große Packen.
  • Am Donnerstag, direkt nach meiner letzten Impfung, holte ich einen geliehenen Sprinter ab. Mit der Unterstützung eines treuen Kommilitonen konnten meine zerlegten Möbel und weitere Zimmerinhalte vier Stockwerke hinab, quer über die Straße und in dessen Laderaum hinein geschleppt werden. Glücklicherweise war direkt gegenüber ein Parkplatz frei, denn der 8,5m³ fassende Citroën Jumper wurde immerhin halb voll. Vor der eigentlichen Fahrt mit dem breiten Gefährt war ich zugegebenermaßen, auch weil ich seit der Fahrschule keinen Schaltwagen mehr gefahren hatte, ziemlich unruhig. Doch ich kam unfallfrei an und meine Unsicherheit erfuhr einen zur zurückgelegten Strecke linearen Wandel zum Spaß an der Sache (die ist vielleicht auf eine unschädliche Überdosis an Gebet zurückzuführen, denn als ich ein paar Tage zuvor nach akuten Gebetsanliegen gefragt worden war, hatte ich (gestandene Fahrer werden wohl darüber lächeln) sofort die Umzugsfahrt erwähnt).
  • Am Freitag brachte ich den Sprinter früh morgens zurück. Es folgte der zweite „Streich“: Das gleichmäßige Verteilen weißer Farbe an meinen vier Wänden.
  • Und morgen setzt sich die Auszugswoche fort: Der Aussendungsgottesdienst in der Matthäusgemeinde geht schließlich mit zahlreichen vorübergehenden Abschieden einher.


Die nächste Woche wird dann im Zeichen des Aufbruchs stehen.

Aussendung im Gottesdienst am 25.09

Bei meinem Missionseinsatz handelt es sich ja um fachliche Computerarbeit und damit um etwas Profanes. Man könnte sich also fragen, was das mit einem „Gottesdienst“ zu tun hat oder warum von einer „Aussendung“ gesprochen wird. Weil ich aber an „Support von oben“ glaube, schätze ich es sehr, dass meine Kirchengemeinde mir den Segen Gottes für diesen Einsatz explizit wünschen möchte. Und das wird, eine Woche bevor es so richtig los geht, am 25.09. als Teil des Sonntagsgottesdienstes (in diesem Fall ist es übrigens ein Familiengottesdienst) in der Matthäusgemeinde passieren. Der findet um 10:00 in der Vorholzstraße 47 in der Karlsruher Südweststadt statt. Ich würde mich sehr freuen, Sie (oder Dich) dort ein vorerst letztes Mal zu sehen.

Hier wird der Aussendungsgottesdienst stattfinden.
Hier findet der Gottesdienst statt.

Flugticket gekauft: Am 01.10. ist Abflug

Wenn am 13.09. die Schule beginnt, bekommt so mancher Schulanfänger zu hören, nun beginne der „Ernst des Lebens“. Ganz so schlimm ist es dann meistens doch nicht.
Für mich wird es auch ernst, wenn auch erst 18 Tage später. Denn am 1. Oktober, so steht es auf dem nun erworbenen Ticket, fliege ich von FRANKFURT, Deutschland nach LIMA, Peru.
Umgestiegen wird in SAN JUAN, Puerto Rico und in PANAMA CITY, Panama. Dort wird man mich (hoffentlich, denn das bedeutet, dass ich angekommen sein werde) um 01:20 Ortszeit vom Jorge Chavez International Airport abholen.
Bei meinem Ticket handelt sich um ein One-Way-Ticket, denn es gibt keine Hin-Rück-Tickets mit zwei Jahren Aufenthalt. Ganz so schlimm ist das dann doch nicht, denn es handelt sich bei meinem Einsatz ja nicht um eine Mars-Mission. Ich rechne nämlich (auch ohne Rückticket) mit meiner Rückkehr. (Das war früher anders: Ich habe mal gehört, dass Herrnhuter Missionare im 19. Jahrhundert ihr Gepäck im eigenen Sarg transportierten, weil mit einer Rückkehr nicht zu rechnen war, wohl aber mit einem frühen Tod an fremden Krankheiten. Ich muss mein Leben glücklicherweise nicht riskieren, dafür muss ich mich jedoch mit 20kg Gepäck begnügen.)